Auszeit für mich

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Anfang des Jahres suchte ich eine Möglichkeit, einfach mal ein paar Tage alleine weg zu fahren. Es standen ein paar Entscheidungen an, da ich mein Leben (mal wieder) auf den Kopf gestellt hatte. Ich habe meine 20-jährige Selbständigkeit in einem Bürojob aufgegeben und habe plötzlich Zeit für meine kreativen Ideen. Ich bin ein Scannertyp. Bin schnell zu begeistern und immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. So hatte ich jetzt Angst mich zu verzetteln oder wieder mit vollem Eifer in die falsche Richtung zu laufen. Ich suchte also Ruhe und Entspannung und Zeit für mich, um zu klären, wo mein beruflicher Weg mich hinführen sollte.

Welche "Auszeit" ist die Richtige für mich?

Wellnessurlaub auf so einer schicken Beautyfarm ist ehrlich gesagt nicht so meins und ist mir auch zu teuer. Einfach alleine an die Küste fahren? Das wäre eine Option. Aber so ganz allein? Da fällt mir bestimmt ganz schnell die Decke auf den Kopf und ich fange das Grübeln an.

Ich kam aus einer sehr anstrengenden Vollzeit-Selbständigkeit mit der Betonung auf selbst und ständig. Und dann sollte ich plötzlich ganz viel Zeit für mich haben und alleine sein?

Nein, so weit bin ich noch nicht.

Normalerweise verreise ich immer mit meinem Mann und unserer Hündin. Eine Klosterauszeit wäre gut. Aber die meisten Angeboten gab es im Süden und ich wollte schon gerne in Norddeutschland bleiben. Es sollte ja auch nur ein verlängertes Wochenende sein.

Das Gutshaus Gottin - Ein Ort für mich?

Gutshaus Gottin
Der beeindruckende Eingang vom Gutshaus Gottin*

Nach ewiger Suche fiel meine Entscheidung dann auf das Gutshaus Gottin. Irgendwo im Nirgendwo in Mecklenburg-Vorpommern. Das Angebot versprach ein Wochenende mit 12 anderen Frauen zu verbringen, um zu meditieren und zur Ruhe zu kommen. Also, genau das, was ich suchte.

Die Inhaberin Hendrikje bot mir an, mich vom Bahnhof abzuholen. Ich war dann sehr froh, nicht mit meinem Auto unterwegs zu sein, als an dem Wochenende Anfang März plötzlich wieder Winter war.

Es schneite den ganzen Tag und ich konnte entspannt im Zug sitzen und meine Gedanken ziehen lassen. Ich schaute in die weiße stille Landschaft. Der Himmel war schneeverhangen und verschmeltzte mit dem Horizont. Ich sah mehrere Rehe auf den Feldern. Ein Fuchs lief über ein Feld und diverse Greifvögel, Gänse und Kraniche fanden meine Aufmerksamkeit.

Es war magisch. Mein Kopf war leer und ich schaute einfach nur verzückt aus dem Fenster. Meine Mitreisenden waren vertieft in ihre digitalen Geräte, doch ich genoß einfach nur das pure SEIN.

Alles loslassen, alles einfach SEIN lassen.

In Teterow wurde ich vom Bahnhof abgeholt und nach einer kurzen Fahrt durch die Winterlandschaft kamen wir am Gutshaus an.

Das Gutshaus wurde 1830 erbaut und hat eine beeindruckende lange Geschichte. Nach über 100 Jahren im Privatbesitz wurde es 1945 enteignet und dann von 1946 bis 1956 als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Bis 1973 diente es dann als Schule. Wie viele Gutshäuser im ehemaligen Osten stand auch dieses wunderschöne Gebäude dann rund 20 Jahre leer, bis sich jemand fand und ihm wieder Leben einhauchte.

Seit 2015 wird es nun als Ruheoase, für Kurse und Workshops genutzt. Dieses Haus ist ein so magischer Ort, welcher nun eine wunderbare Bestimmung gefunden hat. In den alten Gemäuern ist so viel Energie und Geschichte, dass man ganz andächtig wird.

Ganz besonders magisch empfand ich das Treppenhaus mit seinem nach oben hin offenen Giebel. Durch Fenster im Dach fiel zu einer bestimmten Tageszeit das Sonnenlicht unten in die Empfangshalle auf ein Tablett mit Kerzen. Die durchgetretenen glänzenden Holzstufen und das offene Fachwerk sehen einfach wunderschön aus.

bemalter Stein "seelenfroh"

Ein(kehr-)wochenende für Frauen

Nach meiner langen Anreise brauchte ich erst einmal Sauerstoff und so erkundete ich den verschneiten Park.

Abends gab es dann das erste Kennenlernen und schon nach kurzer Zeit wurden aus 13 sich bis dahin fremden Frauen, 13 Schwestern. Schnell erkannten wir, wir sind nicht alleine, mit unserer Geschichte. Viele haben ähnliche Erfahrungen gemacht und sind auf der Suche nach einem tieferen Sinn, nach Ruhe in dieser hektischen Zeit und wollen sich einfach wieder neu entdecken.

An diesem Wochenende gab es verschiedene Angebote gemeinsam zu meditieren, Zeiten der Stille zu genießen, gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen und auch Kreativzeiten. Dazu kamen viele Gespräche, in der Gruppe und im Plausch mit einzelnen Teilnehmerinnen. Man konnte an allem, was einem guttat teilnehmen und hatte dennoch ausreichend Zeit für sich.

Das ganze Guthaus ist wahnsinnig liebevoll eingerichtet und genauso liebevoll wird mit Jedem und allem was ist umgegangen. Kein lautes Wort, kein hektisches Treiben. Einfach nur Ruhe. Eine Wohltat für die Seele.

Selbstermächtigung

Eines der wichtigsten Learning an diesem Wochenende war für mich die Selbstermächtigung. Nur wenn ich für mich selbst gut sorge, kann ich auch für Andere da sein und meine Aufgaben mit Liebe und Hingabe erfüllen.

Was gibt DIR Kraft?

Was gibt DIR Freude?

Was gibt DIR Liebe?

Gedicht einfach sein

Die drei Tage auf dem Gutshof vergingen wie im Flug und schon saß ich am Sonntagnachmittag wieder im Zug Richtung Heimat.

Mein Fazit

Diese Auszeit hat mir unheimlich gut getan und mich mit meinem spirituellen Anteilen neu verbunden. Dennoch haben mir diese drei Tage voll ganz und ausgereicht. Es war sehr ungewohnt, so oft über seine Gefühle und Gedanken zu reden und sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Tief in mir drinnen, bin ich halt doch eher introvertiert und mache viele Dinge lieber mit mir alleine aus.

Mal sehen, wo mich meine nächste Auszeit hinführt? Vielleicht versuche ich es mal mit pilgern...

Und wenn du auch mal deine Seele baumeln lassen möchtest, dann lohnt sich ein Blick auf die Angebote vom Gutshaus Gottin*.

 

*unbezahlte Werbung, einfach weil ich das Gutshaus toll finde. Danke an Hendrikje für das tolle Wochenende.